Postoperative Wundinfektionen: Projektübersicht
Die Messung der postoperativen Wundinfektionen wird kontinuierlich weiterentwickelt. Dies unter anderem mit dem Ziel, den Aufwand der Spitäler und Kliniken zu reduzieren. Diese Seite gibt einen Überblick über die aktuellen Weiterentwicklungsprojekte. Die Informationen werden regelmässig aktualisiert.
Ein zentrales Element der Weiterentwicklung ist die Standortbestimmung, die der ANQ 2024 bei seinen wichtigsten Anspruchsgruppen durchführte. Der Auswertungsbericht zeigt Handlungsbedarf auf zwei Ebenen: Zum einen soll die Datenerfassung vereinfacht und zum anderen der Nutzen der Messung gesteigert werden. Mit den hier vorgestellten Projekten will der ANQ diesen Bedürfnissen entsprechen.
Entwicklung neuer Erfassungsformulare (CRF)
Einfachere Erfassung der Wundinfektionen
Mit der Entwicklung neuer Erfassungsformulare (CRF) verfolgen Swissnoso und der ANQ folgende Ziele:
- weniger Aufwand für die Spitäler und Kliniken
- Modernisierung der Datenbank von SwissRDL – Medical Regristries and Data Linkage
- Vorbereitung mit Blick auf die Digitalisierungsstrategie Swissnoso
Im Rahmen der Weiterentwicklung ist geplant, künftig für jede Operationsart ein eigenes, spezifisches Formular bereitzustellen.
Verzicht auf die Erfassung von oberflächlichen Infektionen
Ab 1. Januar 2026 sind bei allen Eingriffen nur noch die tiefen Infektionen und die Organ-/Hohlrauminfektionen zu erfassen. Dies war bisher nur bei den Hüft- und Knieimplantationen der Fall.
Auf die Erhebung der oberflächlichen Infektionen wird verzichtet, weil sich diese weniger stark auf die Morbidität sowie die Kosten auswirken und gleichzeitig mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden sind. Mit dieser Entlastungsmassnahme entsprechen Swissnoso und der ANQ auch einem Wunsch der Spitäler und Kliniken.
Freiwillige Erfassung von zusätzlichen Variablen
Die neuen Formulare enthalten zusätzliche Variablen, welche die Spitäler und Kliniken ab 1. Januar 2026 freiwillig erfassen können und die in einem Pilotprojekt getestet werden (weitere Informationen siehe «Ausblick 2026–2027»).
Die zusätzlichen Variablen betreffen folgende Präventionsmassnahmen:
- Blutzuckerkontrolle in der Herzchirurgie
- Dekontamination des Verdauungstrakts vor Darmoperationen (nicht-resorbierbare Antibiotika mit oder ohne Abführmittel)
- Dekolonisation von Staphylococcus aureus vor Gelenkersatz- sowie Herz- und Wirbelsäulenoperationen
Die Ergebnisse des Pilotprojekts werden zudem Informationen zur Prüfung der Frage liefern, ob eine obligatorische Erfassung ab 2029 angestrebt werden soll.
Projektpartner
Der ANQ beauftragte den langjährigen Kooperationspartner Swissnoso mit der Konzeption der neuen Erfassungsformulare. Die Umsetzung des Pilotprojekts erfolgt in enger Kooperation mit SwissRDL – Medical Registries and Data Linkage und dem QA Akutsomatik.
CRF: aktueller Stand und nächste Schritte
Die Entwicklung der neuen Erfassungsformulare wurde Ende 2024 mit einer vertieften Analyse des bisherigen Formulars und der bisherigen Variablen lanciert.
Die neuen Erfassungsformulare stehen den Spitälern und Kliniken für eine Testphase vom 1. Oktober 2025 bis zum 31. Dezember 2025 zur Verfügung.
Die Einführung der neuen Formulare ist auf den 1. Januar 2026 – und damit auf den Start der nächsten Messperiode – terminiert. Ab dann erfolgt die Erfassung ausschliesslich über die neuen Formulare.
Online-Schulungen
Der ANQ und Swissnoso informieren an zwei inhaltlich identischen Online-Schulungen über die neuen Erfassungsformulare: am Donnerstag, 18. September (10.30-12.00 Uhr) und am Dienstag, 14. Oktober 2025 (10.00-12.00 Uhr). Weitere Informationen und Anmeldung
Zusätzliche Variablen: Pilotprojekt
Die Pilotphase beginnt am 1. Januar 2026, zeitgleich mit der Einführung der neuen CRF. Die teilnehmenden Spitäler und Kliniken erfassen die zusätzlichen Variablen für die von ihnen gewählten Interventionen bis zum 31. Dezember 2027.
Mehrwert für Pilotspitäler und -kliniken
- Das Pilotprojekt bietet den Institutionen die Möglichkeit, die Variablen zu testen, wertvolle Informationen zur Umsetzung und Wirksamkeit der Präventionsmassnahmen zu erhalten und dem ANQ Feedback zu geben.
- Die Spitäler und Kliniken erfahren, wie sie die in den KIS-Systemen bereits dokumentierten Informationen sinnvoll für Präventionsmassnahmen nutzen und in bestehende Abläufe integrieren.
Zielsetzung
Das Pilotprojekt soll Erkenntnisse liefern
- zur Praktikabilität und zur Akzeptanz der neuen Variablen
- für eine einfache Umsetzung und Erfassung der Präventionsmassnahmen
- zum Nutzen der Präventionsmassnahmen für Spitäler und Kliniken
- zur Einhaltung der für die Präventionsmassnahmen geltenden Vorgaben
- zum Zusammenhang zwischen Präventionsmassnahmen und Wundinfektionsraten
- zur Frage, ob die neuen Variablen ab 2029 obligatorisch erfasst werden sollen.
Die Spitäler und Kliniken erhielten den detaillierte Projektbeschrieb und das Anmeldeformular zum Pilotprojekt im Juli mit diesem Schreiben. Wichtig: Die Anmeldefrist für das Pilotprojekt wurde verlängert und dauert neu bis 30. November 2025. Zum Faktenblatt Bei Fragen stehen Dr. Melanie Wicki, Projektleitung Fachbereich Akutsomatik ANQ, und Christelle Perdrieu, Projektleiterin SSI Surveillance und Validierung Swissnoso, gerne für Auskünfte zur Verfügung (melanie.wicki@anq.ch und christelle.perdrieu@hopitalvs.ch).
Integration SSI Surveillance ins Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie
Keine Doppelerfassungen nach Hüft- und Knieimplantationen mehr
Aktuell müssen Spitäler und Kliniken Hüft- und Knieimplantationen unter Umständen doppelt erfassen: im Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie und – falls sie diese Eingriffsarten für die Wundinfektionsmessung gewählt haben – in der Datenbank von Swissnoso. Um diese Doppelspurigkeit zu vermeiden, sollen Wundinfektionen nach Hüft- und Knieimplantationen künftig nur noch in SIRIS Hüfte und Knie registriert werden. Die Integration der SSI Surveillance ins Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie hat zum Ziel,
- Doppelerfassungen zu verhindern und die Arbeitslast in den Spitälern und Kliniken zu reduzieren,
- die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Infektiologie und Orthopädie zu stärken,
- die Datenqualität zu verbessern
- und in der Folge Infektionen zu reduzieren.
Projektpartner
«Integration SSI Surveillance in SIRIS Hüfte und Knie» ist ein Gemeinschaftsprojekt von Swissnoso, der Stiftung SIRIS und dem ANQ. Die drei Organisationen arbeiten eng mit SwissRDL – Medical Registries und Data Linkage zusammen. SwissRDL betreut sowohl das Implantatregister als auch die Datenbank von Swissnoso.
Aktueller Stand und nächste Schritte
Der SIRIS Stiftungsrat bestätigte Anfang August seine Unterstützung für die geplante Integration der SSI-Surveillance in das Implantatregister SIRIS. Er befürwortet das multidisziplinäre Projekt und prüft die langfristige Finanzierung des zusammengeführten Registers. Die Finanzierung der technischen Umsetzung (Integration der Swissnoso-Daten in SIRIS) wird in einem separaten Schritt geklärt.
Analyse der Data-Linkage-Möglichkeiten
Das Projekt basiert auf den Erkenntnissen einer 2024 mit finanzieller Unterstützung der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) durchgeführten Analyse der beiden Datenbanken für Wundinfektionen sowie Hüft- und Knieimplantationen. Diese Analyse ergab, dass die Zusammenlegung der Register die Daten- und die Versorgungsqualität steigern kann (vgl. Projektschlussbericht). Nach Prüfung der Möglichkeiten zur Datenverknüpfung entschieden sich die Projektpartner für die Lösung, SSI Surveillance in SIRIS Hüfte und Knie zu integrieren.