07.12.2021
Implantatregister SIRIS: Neueste Datenauswertungen zu Hüft- und Knieimplantationen in der Schweiz
Die SIRIS Stiftung und der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) haben heute die jährlichen Auswertungen zum Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie publiziert. Speziell analysiert wurden die 2-Jahres-Revisionsraten von Spitälern und Kliniken sowie von Implantatsystemen, die in der Fachwelt intensiv diskutierten Kniescheibenprothesen sowie die Anzahl Hüft- und Knieimplantationen im Pandemie-Jahr 2020.
Seit 2012 sind alle Schweizer Spitäler verpflichtet, ihre Hüft- und Knieimplantationen im Implantatregister SIRIS zu erfassen. Bis Ende 2020 registrierten sie 310‘000 Hüft- und Knieimplantationen und über 35‘000 Folgeeingriffe, so genannte Revisionen. Die Registerdaten decken den gesamten Prozess der Implantation ab und erlauben umfassende Auswertungen zu Prothesenmodellen, Operationstechniken und Patientendemografie. Die Ergebnisse dieser Analysen werden jährlich im SIRIS Report und auf dem Webportal des ANQ publiziert.
Stabile 2-Jahres-Revisionsraten
Für den SIRIS Report 2021 wurden alle primär implantierten Hüft- und Knieprothesen vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2018 analysiert und bis zum 31. Dezember 2020 auf mögliche Revisionen beobachtet. Als Revision wird ein Folgeeingriff bezeichnet, bei dem die komplette Prothese oder mindestens ein Prothesenteil entfernt und/oder ersetzt wird.
Die Analyseergebnisse zeigen ein stabiles Bild: Für Hüfttotalprothesen bei gewöhnlicher Hüftarthrose beträgt die 2-Jahres-Revisionsrate im genannten Zeitraum 2.6%, für Knietotalprothesen bei gewöhnlicher Kniearthrose 3.5%. 13 Implantatsysteme weisen eine erhöhte 2-Jahres-Revisionsrate auf, wobei diese nicht in allen Fällen statistisch erhärtet ist. Erneut wurden auch die 2-Jahres-Revisionsraten für primäre Hüft- und Knietotalprothesen pro Spital ausgewertet. Die auf dem ANQ-Webportal publizierten Spital- und Klinikraten liegen mehrheitlich im statistisch erwarteten Bereich. Es gibt jedoch Ausnahmen, und es scheint bei Knieoperationen mehr Abweichungen zu geben als bei Hüftoperationen.
Die Analyse der Revisionen innerhalb von zwei Jahren nach der ersten Operation liefert Anhaltspunkte für die Qualität der Implantate und der chirurgischen Eingriffe und ist für die Weiterentwicklung der Implantationsmedizin besonders wertvoll. Dabei ist zu beachten, dass die Revisionsrate von vielen Faktoren beeinflusst wird, angefangen beim implantierten Produkt über das Operationsverfahren und die Betreuung nach der Operation bis hin zu Risikofaktoren und zum Verhalten der Patientinnen und Patienten.
Diskussion der steigenden Patellaersatz-Rate bei Knietotalprothesen
Die Fachwelt diskutiert seit Jahren intensiv über den Einsatz von Kniescheibenprothesen (Patellaersatz) bei der Implantation von Knietotalprothesen. Wie in vielen anderen Ländern nahmen die Eingriffe mit Patellaersatz auch in der Schweiz in den letzten Jahren zu. 2015 wurden bei 24.4% der Eingriffe ein Patellaersatz vorgenommen, bis 2020 stieg der Anteil auf 31.9%. Für den SIRIS Report wurden die registrierten Eingriffe im Detail ausgewertet und die Komplikationen und Revisionen analysiert. Daraus liessen sich aber keine Faktoren identifizieren, die eindeutig für oder gegen einen Patellaersatz sprechen.
Stagnierende Hüft- und Knieimplantationen im ersten Pandemie-Jahr
Aufgrund der Covid-19-Pandemie durften Spitäler und Kliniken 2020 während mehreren Monaten keine Wahleingriffe durchführen. Dies wirkte sich auf die Zahl der Hüft- und Knieimplantationen aus: Nahm die absolute Zahl der Eingriffe seit 2013 jährlich im Durchschnitt um 2,5% zu, blieb sie 2020 konstant. Neben dieser Stagnation zeigt sich zudem ein verändertes saisonales Muster. Auffällig sind insbesondere der Rückgang der Fallzahlen von 3-6% im ersten Quartal 2020 und die Nachholeffekte im dritten Quartal 2020. Der befürchtete massive Rückgang der Eingriffe blieb jedoch aus.
Bedeutung des Implantatregisters SIRIS Hüfte und Knie
Das Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie dient der Fachgesellschaft, den Prothesenherstellern und der Ärzteschaft als Instrument des kontinuierlichen Lernens. Damit leistet das Register einen wichtigen Beitrag an die Qualität der Implantationsmedizin und für Weiterentwicklungen und Optimierungen im Interesse der Patientinnen und Patienten.