ANQ-Glossar
Fachbegriffe und Wissenswertes rund um die ANQ-Qualitätsmessungen.
STATISTISCHE UND METHODISCHE FACHBEGRIFFE
-
95%/99%-KONFIDENZINTERVALL
Bandbreite, in welcher mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%/99% der tatsächliche (unbekannte) Wert liegt. Gleichbedeutend mit Vertrauensintervall oder Vertrauensbereich.
-
ANONYMISIERUNG
Datenschutzmassnahme, bei der alle Angaben irreversibel gelöscht oder unkenntlich gemacht werden, die für sich oder in ihrer Kombination Rückschlüsse auf eine natürliche Person erlauben.
-
CASEMIX
Zusammensetzung des behandelten Patientenkollektivs (demografische Merkmale, Diagnosen etc.).
-
CONFOUNDER
Störfaktoren, welche sowohl die abhängige Variable (Intervention) als auch die unabhängigen Variablen (z.B. Alter oder Komorbidität) beeinflussen können. Confounder werden in der Risikoadjustierung statistisch kontrolliert, um die Messergebnisse der Kliniken miteinander vergleichen zu können.
-
DECKENEFFEKT
Effekt, wenn sich die meisten Messwerte um die höchsten Werte in einer Skala gruppieren.
-
DROPOUTS
Datensatz, der nicht ausgewertet werden kann – zum Beispiel, weil ein Wert oder eine Antwort fehlt, die Behandlung abgebrochen wird oder keine Reaktion erfolgt. Viele Dropouts senken die Repräsentativität einer Messung/Befragung.
-
ERWARTUNGSWERT
Adjustiertes Messergebnis einer Klinik, das aufgrund des Casemix mittels einer Regression geschätzt wird und somit zu erwarten ist. Der Erwartungswert entspricht dem Qualitätsparameter.
-
FREMDRATING
Beurteilung der Patientinnen und Patienten aus Sicht der Behandelnden mithilfe von spezialisierten Messinstrumenten.
-
FUNNEL PLOTS
Grafische Darstellung (Trichtergrafik), die klinikspezifische Vergleichsgrössen in Bezug zu den analysierten Fällen einer Klinik setzt und allfällige Zusammenhänge zwischen Ergebnisqualität und Klinikgrösse sichtbar macht.
-
INZIDENZ
Rate der Neuerkrankungen, die in einer definierten Bevölkerungsgruppe während einer bestimmten Zeit auftreten.
-
KLINIKVERGLEICH MIT BENCHMARK (NUR PSYCHIATRIE)
Grafische Darstellung für Klinikvergleiche. Gegenüberstellung der Vergleichsgrössen zur Symptombelastungsreduktion (risikoadjustiert) respektive des Anteils FM-betroffener Fälle (nicht-risikoadjustiert) und des Benchmarks der Vergleichsgruppe.
-
KOHORTENSTUDIE
Wissenschaftliche Studie mit einer Gruppe von Personen (Kohorte), die bei Aufnahme in die Studie gemeinsame Merkmale (z.B. gleiche Diagnosen) aufweisen. Untersucht wird in der Regel der Krankheitsverlauf.
-
MEDIAN
Der Wert, der in der Mitte einer Datenverteilung liegt. 50% der Werte sind kleiner oder gleich dem Median, 50% grösser als der Median.
-
MISSINGRATE
Grenzwert, der den maximalen Anteil fehlender Werte bei allen als nicht zwingend deklarierten Variablen vorgibt.
-
MITTELWERT
Durchschnitt der gemessenen Werte (arithmetisches Mittel).
-
OUTCOME-MESSUNG
Messung der Ergebnisqualität, z.B. bezogen auf Interventionen/Massnahmen bei einer bestimmten Krankheitssituation.
-
PDCA-ZYKLUS (DEMINGKREIS)
Beschreibt die Phasen eines Problemlösungsprozesses im Qualitätsmanagement:
• <strong>P</strong>lan = Ursachenforschung und Planung einer Problemlösungsstrategie
• <strong>D</strong>o = Umsetzung von Massnahmen zur Problemlösung
• <strong>C</strong>heck= Überprüfung der Ergebnisse
• <strong>A</strong>ct = falls erfolgreich, wird das Verfahren standardisiert
Zur kontinuierlichen Verbesserung wird dieser Prozess ständig wiederholt. -
PERZENTIL
Streuung einer statistischen Verteilung. Zeigt an, wie viele Prozent aller Beobachtungen unter einem bestimmten Wert liegen.
• 25%-Perzentil: 25% der gemessenen Werte liegen unter diesem Wert
• 50%-Perzentil: siehe Median
• 75%-Perzentil: 75% der gemessenen Werte liegen unter diesem Wert -
PREMS (PATIENT-REPORTED EXPERIENCE MEASURE)
Erhebung der Patientenerfahrung während der Behandlung.
-
PROMS (PATIENT-REPORTED OUTCOME MEASURE)
Befragung der Patientinnen und Patienten zu den Behandlungsergebnissen. Generische PROM-Instrumente messen die allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität und werden diagnoseunabhängig eingesetzt. Krankheitsspezifische PROM-Instrumente messen den Schweregrad oder einen bestimmten Aspekt einer Erkrankung.
-
PSEUDONYMISIERUNG
Datenschutzmassnahme, bei der die Identifikationsmerkmale durch einen Code ersetzt und Rückschlüsse auf die betreffenden Personen ausgeschlossen werden.
-
QUALITÄTSINDIKATOR
Mass zur Bewertung wichtiger Funktionen/Leistungen. Ein Indikator zeigt potenzielle Problembereiche an und kann deren Analyse, Überprüfung und/oder Verbesserung bewirken.
-
QUALITÄTSPARAMETER
Ergebnismass, das vom Einfluss der Confounder (Merkmale des Casemix einer Klinik, wie Alter, Geschlecht, Diagnosegruppe, etc.) bereinigt ist. Der Qualitätsparameter wird auch als risikoadjustiertes Messergebnis einer Klinik bezeichnet.
-
REGRESSION, MULTIPLE
Statistisches Verfahren zur Schätzung einer oder mehrerer abhängiger Variablen (Kriterien) aufgrund einer oder mehrerer unabhängiger Variablen (Prädiktoren).
-
RELIABILITÄT
Bezeichnet die Zuverlässigkeit/Genauigkeit eines Messinstruments. Als Gütekriterien dienen statistische Masse wie Standardabweichung oder Varianz.
-
RISIKOADJUSTIERUNG
Statistisches Verfahren zum Herausfiltern von Faktoren, die sich negativ oder positiv auf das Messergebnis auswirken und von den Institutionen nicht beeinflusst werden können. Zum Beispiel: Alter, Geschlecht, Eintrittsstatus, Diagnose, Schweregrad der Erkrankungen der Patientinnen und Patienten etc.
-
SELBSTRATING
Selbstbeurteilung der Patientinnen und Patienten mithilfe von spezialisierten Messinstrumenten.
-
SIGNIFIKANZ, STATISTISCHE
Sind Unterschiede zwischen Messgrössen signifikant, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass diese durch Zufall zustande gekommen sind, nicht über einer definierten Schwelle.
-
STANDARDABWEICHUNG (SD)
Ein Mass für die Streuung der Werte einer Variable um ihren Mittelwert.
-
STICHPROBE
Teilmenge einer Grundgesamtheit (Population). Die Stichprobe wird anhand von Einschluss- und Ausschlusskriterien für jede Messung definiert.
-
TESTVERZICHT
Verzicht auf die Durchführung einer Messung, z.B. aus medizinischen Gründen oder wegen fehlender Zustimmung oder ungenügender Sprachkenntnisse der Patientinnen und Patienten.
-
VALIDIERUNG
Prüfung der Gültigkeit statistischer Daten (Plausibilitätskontrolle)
-
VALIDITÄT
Kriterium für die Eignung einer Methode zur Untersuchung einer bestimmten Fragestellung.
-
VARIABLE
Statistisches Merkmal, welches in unterschiedlichen Ausprägungen auftritt.
-
VARIANZ
Statistisches Mass, das die Streuung der Messwerte um den Mittelwert anzeigt.
-
VERGLEICHSGRÖSSE
Differenz aus dem Qualitätsparameter einer Klinik und dem (nach Fallzahlen gewichteten) Mittelwert der Qualitätsparameter aller Kliniken.
AKUTSOMATIK
-
ASA-SCORE (SCORE DER AMERICAN SOCIETY OF ANESTHESIOLOGISTS
Klassifizierung des Gesundheitszustands der Patientinnen und Patienten vor einer Operation: 1 = gesund, 5 = Person wird ohne Operation versterben.
-
BMI (BODY-MASS-INDEX)
Index zur Bewertung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergrösse: <18.5 = Untergewicht, 18.5-24.9 = Normalgewicht, 25-29.9 = Übergewicht, ab 30 = Adipositas (Fettleibigkeit).
-
DEKUBITUS
Lokale Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes (Wundliegen). Die ANQ-Messung entspricht der Klassifikation des European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP): Kategorie 1 = nicht wegdrückbare Rötung der intakten Haut; Kategorien 2–6 = teilweiser bis vollständiger Haut- oder Gewebeverlust sowie unbekannte Dekubitus-Tiefe.
-
NNIS-INDEX (NATIONAL NOSOCOMIAL INFECTIONS SURVEILLANCE INDEX)
Bewertung des individuellen Infektionsrisikos bei einer Operation anhand von ASA-Score, Operationsdauer und Wundkontaminationsgrad. 0 = niedriges Risiko für eine SSI (Surgical Site Infection); 3 = hohes Risiko für eine SSI.
-
NOSOKOMIAL
Im Spital oder in der Klinik erworben/eingetreten (betrifft z.B. eine Krankheit, eine Infektion, einen Sturz oder einen Dekubitus)
-
SSI SURVEILLANCE
Programm/Modul von Swissnoso zur Überwachung von Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen (SSI: Surgical Site Infections).
-
STURZ
Ein Sturz ist ein Ereignis, bei dem der oder die Betroffene unbeabsichtigt auf den Boden oder auf eine andere tiefere Ebene fällt.
-
SWISS PREMS ACUTE CARE
Fragebogen zur Erhebung der Patientenerfahrung im Rahmen der ANQ-Messung, basierend auf dem kanadischen Fragebogen CPES-IC.
REHABILITATION
-
6-MINUTEN-GEHTEST
Instrument zur Erfassung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Dabei gehen die Patientinnen und Patienten innerhalb von sechs Minuten so weit wie möglich.
-
ADL-SCORE (ACTIVITIES OF DAILY LIVING SCORE)
Score zur Darstellung der Funktionsfähigkeit in wichtigen Bereichen des täglichen Lebens. Er wird durch einen Umrechnungsalgorithmus aus FIM® und EBI gebildet und ermöglicht einen Vergleich der Ergebnisqualität der Rehakliniken unabhängig vom eingesetzten Messinstrument (FIM® oder EBI).
-
CIRS (CUMULATIVE ILLNESS RATING SCALE)
Skala zur Beurteilung von diagnostisch abgrenzbaren Krankheitsbildern, die zusätzlich zu einer Grunderkrankung vorliegen (Komorbiditätsskala). Die Diagnosen werden 14 Organsystemen zugeordnet, je nach Schweregrad werden bis zu 4 Punkte vergeben.
-
CRQ (CHRONIC RESPIRATORY QUESTIONNAIRE)
Selbstbeurteilungsinstrument der pulmonalen Rehabilitation bei chronischen Lungenerkrankungen anhand von 20 Fragen. Erfasst die Bereiche Dyspnoe (erschwerte Atmung), Müdigkeit, Stimmung und Krankheitsbewältigung sowie körperlich-funktionelle und emotional-psychische Einschränkungen. Der Fragebogen zeigt die Veränderung der Lebensqualität durch die Rehabehandlung.
-
EBI (ERWEITERTER BARTHEL-INDEX)
Fremdbeurteilungsinstrument der geriatrischen, internistischen, muskuloskelettalen, neurologischen und onkologischen Rehabilitation. Bewertet die Funktionsfähigkeit in wichtigen Bereichen des täglichen Lebens anhand von 16 Items.
-
FIM® (FUNCTIONAL INDEPENDENCE MEASURE)
Fremdbeurteilungsinstrument der geriatrischen, internistischen, muskuloskelettalen, neurologischen und onkologischen Rehabilitation. Erfasst die Funktionsfähigkeit in wichtigen Bereichen des täglichen Lebens anhand von 18 Items.
-
GAD-7 (GENERALIZED ANXIETY DISORDER 7)
Selbstbeurteilungsinstrument in der psychosomatischen Rehabilitation zur Erfassung von Angst bei Patientinnen und Patienten mit körperlichen Erkrankungen oder Beschwerden anhand von 7 Items.
-
MACNEW HEART
Selbstbeurteilungsinstrument in der kardialen Rehabilitation zur krankheitsbezogenen Bewertung der physischen, emotionalen und sozialen Lebensqualität anhand von 27 Items.
-
PHQ-15 (PATIENT HEALTH QUESTIONNAIRE 15)
Selbstbeurteilungsinstrument in der psychosomatischen Rehabilitation, das die Beeinträchtigung durch somatische Beschwerden anhand von 15 Items misst.
-
PHQ-9 (PATIENT HEALTH QUESTIONNAIRE 9)
Selbstbeurteilungsinstrument in der psychosomatischen Rehabilitation zur Erfassung von Depression bei Patientinnen und Patienten mit körperlichen Erkrankungen oder Beschwerden anhand von 9 Items.
-
SCIM (SPINAL CORD INDEPENDENCE MEASURE)
Fremdbeurteilungsinstrument in der paraplegiologischen Rehabilitation, das die Funktionsfähigkeit bei Wirbelsäulenverletzungen anhand von 19 Items erfasst (z.B. Selbstversorgung, Atmung, Kontinenz, Mobilität).
-
SWISS PREMS REHABILITATION
Fragebogen zur Erhebung der Patientenerfahrung im Rahmen der ANQ-Messung, basierend auf dem kanadischen Fragebogen CPES-IC.
-
ZIELDOKUMENTATION
Dokumentation der Partizipationsziele und der Zielerreichung bis zum Ende der Rehatherapie. Die Erreichung der Behandlungsziele gilt als Nachweis für den Rehabilitationserfolg.
PSYCHIATRIE
-
BSCL (BRIEF SYMPTOM CHECKLIST)
Selbstbeurteilungsinstrument der Erwachsenenpsychiatrie zur Messung der psychischen Symptombelastung anhand von 53 Items.
-
DIFFERENZWERT
Nicht adjustierte Differenz der Symptombelastung zwischen Ein- und Austritt.
-
EFM (ERFASSUNGSINSTRUMENT FREIHEITSBESCHRÄNKENDE MASSNAHMEN)
Erhebungsinstrument zur Erfassung von Freiheitsbeschränkenden Massnahmen in der Erwachsenen- sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie.
-
FREIHEITSBESCHRÄNKENDE MASSNAHME (FM)
Massnahme bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung, die gemäss strengen rechtlichen Vorgaben gegen den Willen der Patientinnen und Patienten eingesetzt wird. Die ANQ-Messung erfasst Isolationen aufgrund psychiatrischer oder infektiologischer/somatischer Indikation, Fixierungen, Festhalten und Zwangsmedikationen sowie bewegungseinschränkende Massnahmen im Stuhl und im Bett.
-
FÜRSORGERISCHE UNTERBRINGUNG (FU)
Behördliche Massnahme des Erwachsenenschutzes zur Behandlung oder Betreuung einer Person in einer stationären psychiatrischen oder anderen Einrichtung. Die Einweisung erfolgt gegen den Willen der betroffenen Person.
-
HONOS (HEALTH OF THE NATION OUTCOMES SCALE)
Fremdbeurteilungsinstrument der Erwachsenenpsychiatrie zur Messung der Symptombelastung anhand von 12 Items.
-
HONOSCA (HEALTH OF THE NATION OUTCOMES SCALE FOR CHILDREN AND ADOLESCENTS)
Fremdbeurteilungsinstrument der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Messung der Symptombelastung anhand von 13 Items.
-
HONOSCA-SR (HEALTH OF THE NATION SCALE FOR CHILDREN AND ADOLESCENTS SELF-RATED)
Selbstbeurteilungsinstrument der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Messung der Symptombelastung anhand von 13 Items.
-
STURZ (NUR ALTERSPSYCHIATRIE
Zusätzlich zur allgemeinen Definition von «Sturz» gelten in der ANQ-Messung in der Alterspsychiatrie besondere Spezifikationen. Ein Sturz liegt vor,
• wenn Patientinnen und Patienten auf einer tieferen Fläche aufgefunden werden, auf der sie nicht erwartet wurden.
• wenn bei einem «kontrollierten» Sturzereignis (= assisted fall) eine anwesende Person die Patientinnen und Patienten sanft zu Boden oder auf eine tiefere Ebene begleitet.
Das «Herabrollen» von einer Matratze am Boden (Bodenbett als Schutzmassnahme) entspricht nicht der Definition von Sturz. -
SWISS PREMS PSYCHIATRY
Fragebogen zur Erhebung der Patientenerfahrung im Rahmen der ANQ-Messung, basierend auf dem kanadischen Fragebogen CPES-IC.
-
SYMPTOMBELASTUNG
Qualitätsindikator der stationären Psychiatrie. Die Symptombelastung wird bei Klinikeintritt und bei Klinikaustritt sowohl im Fremd- als auch im Selbstrating gemessen und zeigt damit die Veränderung während der Behandlung an.